Tauwerk - Geschichte

rope.history.sm.txt.3Das erste von den Urmenschen verwendete Bindematerial dürften dünne, elastische Zweige, Rankgewächse und Gräser gewesen sein. Bindematerialien waren lebensnotwendig. Wie sonst hätte der frühe Mensch seine Kleidung binden, seine einfachen Behausungen und seine primitiven Waffen befestigen sollen? Ohne eine Art "Seil" hätte der Mensch nicht überleben können, es war eines der wichtigsten Werkzeuge am Anfang seiner Entwicklungsgeschichte. Irgendwann wird der Mensch Bedeutung und Vorteile tierischer Produkte wie, Haare, Streifen von Häuten und Därmen erkannt und zu seinem Nutzen eingesetzt haben. Seile waren dies natürlich nicht, doch mag das erste Seil in grauer Vorzeit vielleicht entstanden sein, als Menschen auf die Idee kamen, zwei etwa gleichlange Enden (Stücke) ihres Bindematerials in die Hand zu nehmen, diese mit der einen Hand festzuhalten und sie mit der Handfläche der anderen Hand auf dem Oberschenkel nach vorn zu rollen (drillen).rope.antik.sm (13) Das Ergebnis wäre ein zweikardeeliges, linksgeschlagenes Ende eines Seiles gewesen und: Eine Weise, dünnes Tauwerk (Bändselgut) herzustellen, das unter Seeleuten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als "Knittels" oder "Fuchsjes"  bekannt war, und von diesen an Bord genau so gedreht worden war. Warum sollte es so nicht gewesen sein? Beweise dafür gibt es nicht, denn die Bindematerialien der frühen Menschen waren organischer Art und verrotteten schnell. Höhlenfunde aus der Mittleren Altsteinzeit (ca. 200.000 bis 28.000 v.Chr.), ein durchbohrter Wolfszahn und eine ebenfalls durchbohrte Speerspitze, die in der Repolusthöhle in Peggau/ Steiermark, gefunden wurden, lassen vermuten, daß seilartiges Bindematerial zu jener Zeit bereits bekannt war. Erste Seilfunde, stammen aus der Zeit der Badari-Kultur Oberägyptens (4500 bis 4000 v.Chr.).Dabei handelt es sich um dreikardeelige, rechtsgeschlagene Halfagras-Seile von etwa 30 m Länge und Durchmessern von 24 bis 40 mm (Egittologia-Archaeogate, il portale italiano). Die Seilherstellung im alten Ägypten erfolgte offenbar durch zwei Personen (Wandmalereien/ Steinreliefs), wobei die eine Person die linksgedrehten Kardeele konstant festhielt, während die andere den, vor dessen Körper mit den Strängen (Kardeelen) verbundenen Schwungkörper, rechtsgerichtet rotieren ließ.rope.antik.sm.(4) Obwohl diese Methode lediglich das Drehen relativ kurzer Seile erlaubte, stellt sie bis heute unverändert das Grundprinzip der Herstellung gedrehten und geschlagenen Tauwerks dar. Über Jahrtausende änderte sich am Prinzip der Seilherstellung kaum etwas, sie bedeutete lange Zeit simple Handarbeit mit einfachsten Hilfsmitteln und hatte trotzdem dem Menschen dazu verholfen, Pyramiden zu errichten und Schiffe aufzutakeln. Das Aufkommen größerer Schiffe und der sich stärker entwickelnde Seehandel des Mittelalters erforderte jedoch mehr, besseres und längeres Tauwerk. In westeuropäischen Küstenländern entstanden Reeperbahnen (reep= Seil, Tau) und das Handwerk des Reepschlägers, "dessen Kunst darin bestand, schweres Seilwerk für die Schiffahrt zu verfertigen." (Eichhoff). Reeperbahnen waren zwischen 80 und 300 Meter lang, so daß mit Hilfe spezieller Werkzeuge und Geräte Tauwerk bis zu 220 Meter Länge geschlagen werden konnte. Im Zeitalter der Entdeckungen und der Zeit der großen Segelschiffe wurde ausschließlich Tauwerk aus Pflanzenfasern (Kokos,Hanf,Manila) als stehendes und laufendes Gut verwendet. Etwa seit Mitte des 19.Jahrhunderts, nachdem der Oberbergrat Albert von Clausthal im Jahre 1834 das Drahtseil für die Bergbauförderung erfunden hatte, setze man auf Segelschiffen Drahttauwerk zunächst als Stehendes Gut, später auch für bestimmte Zwecke, als laufendes Gut ein. Auf deutschen Segelschiffen bezeichnete man das gesamte, für den Betrieb des Schiffes erforderliche Tauwerk, allgemein als "Gut"; vom dünnen Bindegarn, bis hin zur starken Trosse. Die für die Herstellung von Tauwerk erforderlichen Pflanzenfasern wurden weitgehend aus Übersee bezogen. Eine Ausnahme bildete der Hanf, dessen Anbau auch in gemäßigten Zonen möglich war.

 "Russischer Hanf" und "Schwedischer Teer" (auch als "Stockholm Teer" bezeichnet), erlangten aufgrund hoher Qualität in der Segelschiffszeit eine Berühmtheit, die bis in unsere Zeit hineinreicht." Als Material für die Herstellung von Tauwerk kommt hauptsächlich gewöhnlicher Hanf, Sisalhanf und für bessere Sorten Manilahanf in Frage. Für die Herstellung von Kokos- oder Grastauwerk gebraucht man die Faser der Kokosnuß, für Drahttauwerk etc. gebraucht man Stahl, Eisen oder Kupfer. Der ursprüngliche Name für Manilahanf ist Abaca, es liefert die beste Tauwerkfaser der Welt. Die Festigkeit der Abacafaser ist 30% größer als die Festigkeit der auch schon guten Sisalhanffaser. Vielfach mischen weniger gewissenhafte Fabrikanten Abaca- und Sisalfasern, und bringen dieses Produkt als Manilahanf an den Markt. Während der gewöhnliche Hanf fast überall, besonders aber in Rußland gewonnen wird, beschränkt sich die Gewinnung von Manilahanf auf die Philippinen und Molukken, und die Gewinnung von Sisalhanf auf das ehemalige Deutschostafrika, Westafrika und Zentralamerika. Je nach der Art des verwendeten Materials spricht man von Hanf-, Manila-, Kokos und Stahldrahttauwerk. Aus: Hans Fehre, Seemännische Handarbeiten, Eckart & Meßtorff, Hamburg, 1942

Neben starken Hanf- und Manila-Leinen brauchte man an Bord natürlich dünneres Tauwerk, eine Art Bindegarn, das der Seemann allgemein mit "Bändselgut" bezeichnete.


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Wird fortgesetzt......