Neunschwänzige Katze
Bis Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts wurde die Neunschwänzige Katze ( Cat o`nine tails ) zur Aufrechterhaltung der Disziplin auf englischen und amerikanischen Kriegs- und Handelsschiffen benutzt. Dem Kommandanten eines Kriegsschiffes war erlaubt, schon für geringste Delikte (Widerworte, Verschlafen, Angetrunken u.a.) einen Seemann mit 12 Peitschenhieben zu bestrafen.
Schwere Disziplinverstöße wurden mit bis zu mehreren hundert Hieben, die kaum zu überleben waren, brutal geahndet. Obwohl in solchen Fällen die Entscheidung seitens eines höheren Gerichts erforderlich gewesen wäre, setzten Kommandanten und Kapitäne sich oft beliebig darüber hinweg: Sie sammelten einfach einzelne Delikte eines betroffenen Seemanns an und ließen irgendwann, vielleicht 48 Hiebe, oder mehr verabreichen. Auch das sogenannte "Durch die Flotte peitschen" war, bei schweren Delikten und nach Beschluß eines Kriegsgericht, eine durchaus übliche Disziplinarmaßnahme des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts.
Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem Richard Henry Dana`s Buch "Two Years before the Mast" ( erschienen 1840), dem amerikanischen Kongress vorgelegt worden war, wurde das Auspeitschen ( engl. Flogging) in den USA und wenig später auch in England, verboten.
Im Jahre 1845 erschien ein weiteres Buch Dana`s : "The Seamans Friend" war für Schiffsführungen und Besatzungen eines der ersten Handbücher, das Dienstpflichten und Dienstrechte ( Laws relating to the practical duties of masters and mariners ) seinerzeit an Bord von Segelschiffen regelte.
Und wie ging es auf deutschen Kriegs- und Handelsschiffen jener Zeit zu?Nicht viel anders: Die Neunschwänzige Katze kam offenbar nicht zum Einsatz, doch bedienten sich Kapitäne, Steuerleute und Bootmänner gern des "Tauendes", eines starken Stückes einer Leine, manchmal gar mit einem Knoten auf dem Ende versehen. Es war ebenso brutal, wie der Gebrauch der "Neunschwänzigen". Das "Tauende", unter englischen und amerikanischen Seeleuten als "colt" oder auch "starter" bekannt, war an Bord derer Schiffe verboten. Trotzdem trug es der Bootsmann zusammengerollt unter dem Hut und setzte es offenbar auch ein.
Nachbildung einer Neunschwänzigen Katze: Diese Neunschwänzige Katze wurde nach einem Original gefertigt, das sich im "Navy Yard Museum", Washington, DC, USA, befindet. Originale sind extrem selten, da für jede angeordnete Auspeitschung, vermutlich aus hygienischen Gründen, eine neue Peitsche zu benutzen war.
"If the captain sentenced the man to a flogging (Auspeitschung) it would normally be set for the next day and a bosun`s mate would start to make a new cat of nine tails. The same cat was never used twice". Dudley Pope, Life in Nelsons Navy, London/ Sydney 1989.
Maße einer "Cat o`nine tails" : Griff, ca. 2 Fuß ( 62 cm ), Tauwerksdurchmesser, 1 Inch ( 2,54 cm ), Länge der neun tails, je ca. 2 Fuß. Angaben nach Dudley Pope, Nelsons Navy.
Knoten: Fallreepsknoten, vierkardeelig, mit dünnem Leinen benäht. Griff mit Leder benäht, unterhalb des Leders ein Fußpeerdknoten. Die Griffverlängerung ist mit Bändselgut getrenst (ausgefüllt) und schließt mit einem siebenfachen Türkischen Bund ab. Die neun tails sind mit Takelgarn "bekleedet" und in Abständen verknotet. Material: Geteertes Hanftauwerk, das Anfang der sechziger Jahre an Bord der "Gorch Fock" als laufendes Gut diente.